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Geschichte des Bades

Badespaß seit 1927!

aufruf_26Wer sich mit der Geschichte des Stadtoldendorfer Freibades beschäftigt stellt sehr bald fest, dass es finanzielle Sorgen in der Stadt schon in den 20iger Jahren gab! Bürgermeister Röder rief im Rahmen der „Reichs-Gesundheitswoche“ am 20. April 1926 zur Bildung eines Grundstocks für die Errichtung einer „Badeanstalt in Stadtoldendorf“ auf. Mit dem Hinweis, dass das Gelände der ehemaligen Eckhardtschen Badeanstalt hervorragend für einen Neubau geeignet sei, bat der Bürgermeister die Bevölkerung um Spenden (siehe hierzu auch „Stadtoldendorfer Chronik, Heft 1, 1990). Der Rat der Stadt unterstützte den Plan, mit dem sich die Stadtverordnetenversammlung am 4. Mai 1926 befasste. Veranschlagt waren 17.000 RM (Reichsmark), die den Räten zu hoch erschienen und man einigte sich auf eine Vereinfachung (unter anderem Verzicht auf einen Damm von ca. 20 m Breite zwischen Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken). Getrennt werden sollten die Becken durch einen Lattenzaun. Damit belief sich der neue Kostenvoranschlag auf 16.000 RM. Die Erdarbeiten wurden als sog. Notstandsarbeiten eingeplant.

Bauaufseher Adolf Becker und der Justizinspektor Henry Deuter beantragten, ihnen das Vorwärmbecken als Fischteich zu verpachten, was genehmigt wurde. Im Jahr 1927 konnte dann das Bad in Betrieb genommen werden.

Geht man in der Geschichte weiter zurück, findet man unter dem 18. April 1894 im "Stadtoldendorfer Anzeiger" folgenden Eintrag:

markt_3"...Ein Badehaus wird nun auch Stadtoldendorf in diesem Sommer erhalten. An der Stelle, wo im Winter dem Schlittschuhsport gehuldigt wird, wollen die Herren Gebrüder Eckhardt ein solches errichten und lassen bereits Anfang der Woche Ausschatungsarbeiten daselbst vornehmen. es sollen ein Schwimmbad und mehrere Zellenbäder errichtet werden. Wir können dieses Unternehmen nur mit Freuden begrüßen, da dadurch einem längst gefühlten Bedürfnis Abhülfe geschaffen wird.."
Das Eislaufvergnügen im Winter hatte die Gebrüder Eckhardt auf die Idee gebracht, den Stadtoldendorfern auch ein Freizeitangebot für den Sommer zu bieten. Sie mussten eine für die damalige Zeit beachtliche Summe investieren, um diese Idee in die Tat umzusetzen. Da das Bad so schnell wie möglich eröffnet werden sollte, gingen die Arbeiten zügig voran. Schon ende April ließen die beiden Unternehmer eine Liste in Stadtoldendorf „zirkulieren“, in die sich künftige Abonnenten „zwecks Benutzung des Badehauses“ eintragen konnten. Am 2. Juni 1894 war es dann soweit. Der Stadtoldendorfer Anzeiger bemerkt:

„Wie ein Diesbezüglicher Artikel in voriger Nummer des Blattes besagte, findet heute, Sonnabend, die Eröffnung der von den Herren Eckhardt erbauten Badeanstalt statt. Die Unternehmer haben alles aufgeboten, um den Besuchern die Anstalt und den Aufenthalt daselbst so angenehm wie möglich zu machen…“

Seit 1897 hatte der damals bestehende Gewerbe- und Bürgerverein die Wiedererrichtung einer Schwimmanstalt gefordert. Das Thema wurde dann allerdings erst Mitte der 1920er Jahre wieder aktuell (siehe oben). Das „Wannenbad“, das die Gebrüder Eckhardt in 1894 am Markt eingerichtet hatten, war sozusagen der Vorläufer der Badeanstalt, wie man ein Freibad damals nannte. Übrigens ging die Rechnung der Eckhardts bedauerlicherweise nicht auf und sie mussten nach einigen Jahren Konkurs anmelden.

Zurück zum eigentlichen Freibad. Der nebenstehend wiedergegebene „Aufruf zur Errichtung einer Badeanstalt in Stadtoldendorf“ setzt den Startpunkt für die Errichtung des Freibades. Der Stadtoldefreibadndorfer Anzeiger berichtet hierzu:

„In Ausführung des Stadtverordnetenbeschlusses hat eine Besichtigung des in Augenscheinnahme genommenen Geländes für die Badeanstalt stattgefunden. In Frage kommt die alte Badeanstalt hinter dem Bahndamm. Der Rat der Stadt hat einen Entwurf für eine Badeanstalt mit Kostenanschlag anfertigen lassen. Danach soll die Badeanstalt aus einem Becken für Schwimmer, einem Becken für Nichtschwimmer und Kinder und einem Vorwärmebecken*) bestehen. Die beiden Becken für Schwimmer und Nichtschwimmer sind mein einem Damm von 20 Meter Breite, auf welchem die Ankleidezellen errichtet werden sollen, getrennt. Die Seitenwände der Becken - mit Ausnahme des Vorwärmebeckens – sollen betoniert werden. Die Badeanstalt alsdan mit einem 2 Meter hohem Bretterzaun eingefriedet werden. Die Kosten betragen 17.500 RM (Reichsmark).“

Nach div. Diskussionen und dem Versuche, die Baukosten zu senken, konnte am Sonntag, 14. Mai 1927, das neue Freibad eingeweiht werden. Noch einmal der Staddtoldendorfer Anzeiger:

"Eröffnung der Badeanstalt. Am Sonnabendnachmittag 3 Uhr wurde die südlich des Eisenbahndammes von der Stadt erbaute Badeanstalt in Anwesenheit der Vertreter städtischer Behörden und einer großen Anzahl hiesiger Einwohner durch Herrn Bürgermeister Röder eröffnet. In seiner Eröffnungsrede betonte der Bürgermeister die Notwendigkeit einer Badeanstalt gerade in einer Industriestadt wie es Stadtoldendorf ist. Wenn auch die Finanziellen Verhältnisse der Stadt keine guten wären, so habe sich der Rat der Stadt wie auch die Stadtverordnetenversammlung für die Verwirklichung des schon lange gehegten Wunsches doch eingesetzt. Er sprach den Werkmeistern, Gesellen und Arbeitern, die an dem Werke mitgearbeitet haben, den Dank der Stadt aus und übergab dann die Anstalt der Öffentlichkeit mit dem Wunsche auf rege Benutzung frei“

*) Als Vorwärmebecken bezeichnet wurde ein flaches Becken, in dem das Wasser des Giesenbergbachts aufgefangen und von der Sonne erwärmt wurde.

Der erste Bademeister

Stadtoldendorfer Anzeiger, 19. Mai 1927

In der städtischen Badeanstalt war in diesen Tagen schon ein lebhafteer Verkehr. Als Bademeister waltet Herr Theodor Kiehne (Markt), der als Schwimmlehrer sich gut eignet, während seine Gattin als staatlich geprüfte Schwimmlehrerin den Damen Unterricht im Schwimmen erteilen kann. Auf wunsch bringen wir im Nachstehenden die Badeordnung...

Badeordnung von 1927

Aus dem Archiv

Hier die Badeordnung, die bei Eröffnung des Stadtoldendorfer Freibades vom Rat der Stadt erlassen wurde. Im "Stadtoldendorfer Anzeiger" wurde am 19. Mai 1927 diese Badeordnung "auf Wunsch" wiedergegeben. An dieser Stelle danken wir Herrn Helmut Walter vom Museumsverein für ein aufwendiges Durchforsten des Archivs.

Auszug aus dem Rechnungsbuch dere Stadt Stadtoldendorf (Seite 25 unter der Rubrik "Einnahme, Kapitel III ... Badeanstalt"):

Einzahlungen durch den ersten Bademeister Th. Kiehne, i.H.v. 1.455,90 Mark. Die erste Einzahlung ist auf den 17. Mai 1927 (ein Dienstag) datiert. Die Polizeischule Holzminden zahlte am 30. 07. 27 einen Betrag von 5,60 Mark ein. Der Jahresrechnungsbericht von 1928 belegt, dass den Einnahmen von i.H.v. 1.566,70 RM Ausgaben von 1.893,16 RM gegenüberstanden.

Das Freibad in den fünfziger und sechziger Jahren

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Wasserball in den 50er

Bericht Bernd Grewe, 1. Vorsitzende des Schwimmvereins, Stadtoldendorf

In den 50er Jahren war das Freibad ein riesiger Anziehungspunkt! Wenn das Wetter es erlaubte, traf man sich nach Erledigung der Hausaufgaben im Freibad. Eine große Zahl an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen wartete schon gegen 14:00 Uhr am Eingang auf den Bademeister Gödicke, der dann das Bad öffnete. Nicht nur bei den Kindern „Gödje“ genannt. Er betrieb mit seiner Frau am Markt, gegenüber der Apotheke Wendt, einen Zigaretten- und Tabakladen. Im Sommer allerdings war er nur im Bad anzutreffen.

Der „Vorwärmer“ – ein großer rechteckiger Teich – befand sich etwa dort, wo heute das Schwimmerbecken ist und war bei den Kindern und Jugendlichen gleichermaßen beliebt und gefürchtet. In ihm wurde nicht gebadet, aber Kaulquappen gefangen! Gefürchtet deshalb, weil hier Teichkrebse lebten, von denen die Kleinen wahre Horrorgeschichten in Bezug auf die Kraft ihrer Scheren zu erzählen wussten! Beliebt war dieser „Teich“ auch deshalb, weil auf ihm im Randbereich Seerosen mit Ihren großen Blättern eine Insel bildeten.

Im Kassenhäuschen am Ende des Vorwärmers saß Frau Weisheit, eine ältere freundliche Dame. Das Schwimmerbecken hatte zu dieser Zeit eine Abmessung von 50 x 20 m. Vorn, nach Osten hin, war noch ein Nichtschwimerbecken von ca. 8 x 20 m, getrennt durch eine grüne glitschige Holzbrücke. farbfoto_50er

Das Wasser war undurchsichtig und grün und wurde an der Südseite von einem einzigen Zulaufrohr – der kalten Holzbergquelle – gespeist. Eine Wasserumwälzung  oder Filterung, wie heute, fand nicht statt. Die Beckenwände waren sehr hoch, aus Beton und nicht gestrichen. Das Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken wurde durch einen Balken getrennt. Bademeister „Gödje“ achtete streng darauf, dass sich niemand auf den Trennbalken setzte oder legte!

Wenn jemand tauchte, war er durch die grüne Färbung des Wassers so gut wie verschwunden! Aber das große Becken hatte für Kinder und Jugendliche einige Spielelemente zu bieten. Unvergessen ist ein großes Holzfloß (ca. 3,5 x 2 m) mit einem quadratischen Loch in der Mitte. Auch dieses Floß war, wie die Beckenwände, glitschig und es erforderte schon sehr viel Geschicklichkeit, darauf zu stehen oder andere herunter zu schubsen! Es war immer heiß umkämpft, jeder wollte es in Besitz nehmen.

veranstaltung_in_den_50erDer "Vorwärmer" erledigte seine Aufgabe eher schlecht als recht und die Benutzung des Bades erforderte bei Wassertemperaturen von 18 - 20° C schon eine gewisse körperliche Härte! Nur an wirklich heißen Sommertagen wurden 21 - 22° C erreicht, dafür waren aber auch zeitweilig nur 14 bis 16° C anzutreffen! Aber auch bei diesen Temperaturen wurde Mitte Mai das "Anschwimmen" geradezu zelebriert. Selbst Damen wie die unvergessene "Schwimmmutti" Frau Lamprecht ließen sich durch die Temperaturen nicht abhalten, ein paar Bahnen zu ziehen.

Das Bild (links) zeigt, dass Schwimmveranstaltungen in den 50er immer sehr gut besucht waren. Kein Wunder, denn die Fernsehberichterstattung war noch nicht etabliert und die Freizeitaktivitäten sehr viel mehr auf den lokalen Bereich konzentriert.

Das Freibad 1970 bis 1979

Im Laufe der Jahrzehnte musste das Freibad immer wieder saniert werden. So erfolgte am 14. Mai 1977 anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Bades die Einweihnung eines Nichtschwimmerbeckens in den Abmessungen 20 x 25 m. Angeschafft worden war auch eine zu dieser Zeit sehr moderne Rutsche. Pünktlich zum Jubiläum war auch das Planschbecken für die Kleinkinder fertig.

Besucherzahlen der Jahre 1979 bis 1989freibad_vom_bahndamm_aus

  • 1979  -  30.558                  1985  -  46.627
  • 1980  -  25.359                  1986  -  52.967
  • 1981  -  26.603                  1987  -  32.892
  • 1982  -  44.577                  1988  -  42.957
  • 1983  -  68.611                  1989  -  72.211
  • 1984  -  37.420         1979 - 1989: 480.782

Das Freibad 1980 bis 1989

dsc_0043rIn 1981 wurde, wie es im Verwaltungsbericht für die Zeit vom 1979 bis 1989 heißt, das große Becken neu gestrichen. Die Chlordosierungsanlage wurde ebenfalls erneuert und ein Hochdruckreinigungsgerät angeschafft. 1984 entstanden Kosten für die Planung einer Wärmepumpe und 1985 wurde der Geräteraum für die Wärmepumpe hergestellt und darin die Luftwärmepumpe installiert. Außerdem wurden Freizeiteinrichtungen wie Freiluftschach und Tischtennis angeschafft.

Im Winter 1986/87 sind starke Frostschäden im Bad entstanden. Im Schwimmerbecken ist die Beckensohle hoch gefroren, dadurch ist das Becken undicht geworden. Der Samtgemeinderat fasst 1987 den Grundsatzbeschluss, das Freibad zu sanieren. Im März 19889 wird beschlossen, in einem ersten Bauabschnitt 810.000 DM bereitzustellen. Der Auftrag für die Architekten- und Ingenieurleistungen wird daraufhin im April 1988 zum Preis von 125.828,22 DM erteilt. Es wird ein Schwimmbecken mit den Maßen 16,66 m x 25 m und einer Beckentiefe von 1,80 m – 2,05 m geplant.

Die Sanierung begann mit dem Ende der Badesaison am 5. September 1988 und dauerte bis zum 25. Juni 1989. Investiert wurden insgesamt 1,3 Mio. DM. Der damals vorgesehene zweite Bauabschnitt, er umfasste eine Schlechtwetterhalle, dessen Gründungsarbeiten bereits mit dem 1. Bauabschnitt eingearbeitet waren, konnte wegen der finanziellen Lage der Samtgemeinde bis heute nicht ausgeführt werden und wurde später Projekt des FSS (Förderkreis Sportanlagen Stadtoldendorf).

Das Freibad 1990 bis 2005

In diesen Jahren wurden immer wieder kleinere Instandsetzungsmaßnahmen vorgenommen. Hierzu gehörten unter anderem auch die Neubeschaffung von Liegen und Sonnenschirmen sowie die ständige Pflege und Gestaltung der Grünflächen. Ferner wurden Wasserspielgeräte für Kinder angeschafft. Die Duschen wurden mit Münzautomaten ausgestattet und für höhere Energie- und Wassereinsparungen modernisiert.

Im Januar 2000 wurde mit dem Bau des Bereits seit 1995 geplanten Kinderplanschbeckens begonnen. Die Einweihung fand im Rahmen einer festlichen Veranstaltung am 15. Mai 2000 statt.

2005 wurden die Aufenthaltsbereiche rund um den Kiosk erneuert und ausgebaut.

Besucherzahlen der Jahre 1990 bis 2005dsc_0033-1r

  • 1990  -  71.600             1999  -  60.998
  • 1991  -  55.892             2000  -  44.148
  • 1992  -  61.157             2001  -  50.538
  • 1993  -  45.780             2002  -  43.766
  • 1994  -  72.238             2003  -  46.138
  • 1995  -  61.093             2004  -  33.025
  • 1996  -  37.579             2005  -  37.303
  • 1997  -  55.077   1990 - 1999: 555.876
  • 1998  -  33.462   2000 - 2005: 254.918

Das Freibad nach 2006

Im Jahre 2012 schloss der FSS (Förderverein Sportstätten Stadtoldendorf) mit der Samtgemeinde eine Vereinbarung bzüglich des Baues einer beweglichen Schwimmhalle. Dieser Vertrag war auch Grundlage für die Kooperation von FSS und FFS (Förderverein Freibad Stadtoldendorf). Nachdem sich die Besucherzahlen im 30tausenderbereich eingependelt hatten, ging es nach Gründung des Fördervereins Freibad Stadtoldendorf im April 2013 mit diesen Zahlen sichtbar nach oben, auch wenn an die hohen Besucherzahlen der Vergangenheit nicht angeknüpft werden konnte und noch immer die Wettereinflüsse sichtbar sind. Das Nachlassen der Besucherzahlen geht insbesondere auf die Schließung des Bundeswehrstandortes zurück, ein für Stadtoldendorf großer Aderlass! Die nun wieder höhere Frequentierung des Bades hat zweifellos mit den zahlreichen Aktivitäten des Vereins und den nicht unerheblichen Investitionen, die durch den Verein realisiert werden konnten, zu tun. Nur beispielgebend seien hier die Aufwendungen für die Beckenabdeckungen, der geschützte Zugang zum Schwimmerebecken inkl. der Windschutzwand (Projektanteil des FSS) vor den Duschen genannt. Pavillons als Sonnenschutz und eine Slakline für "Jung und Alt" trugen zu Steigerung der Attraktivität des Bades bei. Allein im Jahr 2016 wurde durch den Förderverein Freibad (FFS) über 20.000 € investiert!

Besucherzahlen der Jahre 2006 bis 2019

  • 2006  -  40.559             2014  -  27.753
  • 2016  -  34.988             2015  -  31.732
  • 2007  -  25.802             2016  -  34.988
  • 2008  -  36.454             2017  -  25.553
  • 2009  -  28.400             2018  -  31.435
  • 2010  -  35.283             2019  -  29.546
  • 2011  -  41.399   2006 - 2010: 446.166
  • 2012  -  33.285
  • 2013  -  29.548